Zweifellos ist der Klimawandel derzeit die größte Bedrohung für die gesamte Menschheit. Doch die Dimension der jahrhundertelangen Schäden und Verluste für die Menschen im Globalen Süden wird lieber verdrängt: Umwelt zerrüttet, Lebensgrundlagen vernichtet, Menschen verarmt, verhungert und verelendet, indigene Gesellschaftsformen zertrümmert, Hoffnung zermalmt, Menschenleben und Heimaten verloren, zur Flucht verdammt!
Der sog. Globale Süden hat nur geringfügig zur globalen Erderwärmung beigetragen, leidet aber am stärksten unter den Folgen der Klimakatastrophe und von Ökoziden (schwerster Umweltzerstörung). Zudem verfügen die ohnehin hoch verschuldeten Staaten des sog. Globalen Südens über begrenzte bis gar keine Ressourcen und Kapazitäten, um die Folgen der Katastrophe auf Ökosysteme und Menschen abzufedern. Selbst die Klimamaßnahmen des Globalen Nordens stellen oft große Risiken, Schäden und Verluste für Menschen in diesen Regionen dar (s. neokolonialer Klimaschutz).
Hauptverursachung der Klimakatastrophe ist die jahrhundertelange rücksichtslose Zerstörung unserer Umwelt. Ungeachtet gegenwärtiger Klimakatstrophe ist die fossile Expansion auf dem Vormarsch. Entlang der Lieferketten des globalen Kapitalismus entstehen von der Extraktion und Verarbeitung von Rohstoffen bis hin zu den Verbraucher*innen folgenschwere und in vielen Regionen des sog. Globalen Südens irreparable Schäden im Sozialen und an der Umwelt. Doch die Verursacher*innen werden nicht zur Verantwortung gezogen: Das Prinzip der Externalisierung der Schäden kapitalistischer Produktion gibt ihnen auch inmitten eines ökozidalen Sterbens große Handlungsfreiheit.
Ziel des interaktiven Vortrags ist, den Kern der komplexen kolonialgeschichtlichen und neokolonialen Ursachen, Dynamiken und Auswirkungen aufzuzeigen sowie über dekoloniale und rassismuskritische Lösungsansätze auszutauschen. Daraus ergeben sich die Fragenstellungen:
- Wie sehen die Verluste und Schäden sowie die mehrfachen Ungerechtigkeiten im Zusammenhang mit Ökoziden und der Klimakatastrophe im sog. Globalen Süden konkret aus?
- Wie können die Verantwortung, Lasten und Chancen der Klimakatastrophe gerecht verteilt werden?
- Welche völkerrechtlich durchsetzbare Instrumente und Partnerschaftsformen sind notwendig für die angestrebten Transformation hin zur ökologisch gerechten, sauberen und gesunden Umwelt und nachhaltigen selbst bestimmten Entwicklung?
- Welche Lösungsansätze bietet der sog. Globale Süden und wie können ihre Perspektiven, Positionierungen und Lösungsansätze ins Zentrum internationaler Debatten und Entscheidungsfindungsprozesse sowie der Wissenschaft und aktivistischer Engagements gestellt werden?
Referent*in: Peter Emorinken-Donatus
Zeit: Freitag, 10:00 - 12:30