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Wolf Dieter Storl und die Rechte

18.03.2021 | Der Ethnologe Wolf Dieter Storl hat wachsenden Einfluss auf den Esoterik-Markt und tritt seit einiger Zeit vermehrt in Interviews mit rechten und verschwörungsfantastischen Medien wie Ken Jebsen, Eva Herman oder Max Otte auf. In seinen Büchern entwirft er eine notorische Antiwissenschaft, die gezielt auf ein Publikum abgestimmt wird, das Heilung sucht. Wie Storls antiwissenschaftliche Strategie konkret aussieht, lässt sich an seinem Werk „Borreliose natürlich heilen“ im Detail nachvollziehen. Mit sechs Auflagen (Stand 2020) seit 2007 ist es eines von Storls erfolgreicheren Büchern. Die Grundbehauptung lautet: Schulmedizinisch stehen nur Antibiotika zur Verfügung. „Leider wirken diese Wundermittel bei Borreliose kaum.“ (BNH 9) Sein eigenes, von ihm entdecktes, Wundermittel hingegen wirkt: „Kardenwurzeltinktur oder -tee, über einige Wochen hinweg eingenommen, dazu jeden Tag oder alle paar Tage eine Überhitzungstherapie […] bietet eine gute Möglichkeit zur Ausheilung der Borreliose.“ (BNH 17) Sein eigenes Vorgehen entspricht seinem Vorwurf an die Pharmaindustrie: Die Bedeutung und Wirksamkeit eines echten Medikaments verschweigt er und dadurch manipuliert er Patienten von einer wirksamen Therapie weg und in eine unwirksame oder schädliche hinein. Verschwörungsfantasien verbreitet er insbesondere auch über Impfungen.

Mit gleichem antiwissenschaftlichem Impuls leugnet er die Wirkung von FCKW auf die Ozonschicht oder von menschlichem CO2-Ausstoß auf das Klima. Storl verkauft Optimismus dadurch, dass er reale Gefahren verniedlicht und reale technische Lösungen lächerlich macht oder als reines Geschäftsinteresse interpretiert: „In den achtziger Jahren versuchte man die Schuld für das Ozonloch auf die Menschen zu schieben: Die Ausdünstungen ihrer Kühlschränke würden die Ozonschicht angreifen, hieß es. Sämtliche Kühlsysteme umzurüsten war ein lukratives Geschäft.“ (EW: 265)

Klimaerhitzung, ob durch Menschen, HAARP [1] oder El Nino verursacht, (wie Storl in den Raum wirft) macht ihm „keinen Kopf“, weil er weiß, dass er nicht zu den Verlierern gehört. „Wenn es nach mir ginge, könnte die Klimaerwärmung eigentlich viel schneller gehen, denn dann würde der Meeresspiegel ansteigen und die Berge – auch wo wir wohnen – zu Inseln werden. Dann bräuchten nur noch ein paar Kokosnüsse angeschwemmt zu werden und Palmen heranwachsen, und man könnte faulenzend am Strand liegen. Einziges Problem: Wo bekäme man die dazugehörige eisgekühlte Pina Colada oder den Gin Tonic?“ (EW 236)

Solch heiterer Zynismus prägt das Bündnis zwischen Wirtschaftselite und neuen Rechten in Sachen Klimaleugnung. Die Simplizität der angebotenen Maßnahmen bietet eine Entintellektualisierung an, die einem Publikum zupass kommt, das zwar beunruhigt genug ist, um eine Autorität aufzusuchen, aber egoistisch genug, um das Angebot der Besitzstandswahrung um jeden Preis anzunehmen.

Im Rechtspopulismus lassen sich zwei Strategien verorten, die sich gegenseitig verstärken: Zum einen treibt faschistische Propaganda Menschen in einen gefälschten Notstand, in dem ihre natürlichen Notwehrreflexe zur Verfolgung von als übermächtig inszenierten, real aber schwachen Minderheiten mobilisiert werden. Dieses aufwiegelnde, paranoische Element trifft auf ein sedatives: Gleichzeitig muss Propaganda Realängste dämpfen, wo sie zu einem realistischen Krisenbewusstsein führen, das in eine konkurrierende gesellschaftliche Praxis münden würde.

Storl schürt Paranoia vor Verschwörungen insbesondere in der Biomedizin. Sein sedatives Moment ist ein idealisiertes Bild von „Ureinwohnern“ ohne Krankenhäuser, Polizei, Hunger. So verstärkt er den Wunsch nach einer regressiven Lösung. Als Autorität tritt nun der Schamane auf, der den mystischen Zugang zu Wahrheiten und den Erzählungen der Pflanzen hat und das Krankenhaus überflüssig macht. Storl folgt dabei der Gaia-Hypothese, dass die Erde ein vernetzter Organismus sei. „Die Natur ist selbstregulierend, sie heilt sich selber. Auch mit der Dummheit ihrer Menschenkinder wird sie wohl fertig werden.“ (EW: 267) James Lovelocks Gaia-Fantasie wird heute von Rechten und Wirtschaftsideolog*innen neu aufgelegt: Sie erklären die Erde für mächtig, unverwundbar durch die kleinen Menschenwesen. Ressourcen seien unendlich und die Idee, dass der Mensch das Klima beeinflussen könne, sei wahnhaft und Panikmache.

Storl entwirft dabei ein manichäisches Weltbild, in dem ein von Technik, Umweltzerstörung und „Auflösung der Geschlechtergrenzen“ geprägtes „merkurielles Zeitalter“ auf den Untergang zustrebe und als Lösung ausschließlich eine mystische Rückkehr zu Pflanzenmagie und ursprünglichen Produktionsweisen bestehe.

Wolf Dieter Storls Einfluss speist sich maßgeblich aus seiner Inszenierung als gütiger, weiser Mann mit einem harmlosen Thema, der Pflanzenheilkunde, als Waldschrat und Einsiedler, der humorige Geschichten von den Pflanzen übermittelt und Mythen mit Augenzwinkern vorträgt. Wie die Analyse seiner Schriften und Vorträge jedoch zeigt, sucht und findet er explizit den Anschluss an rechte Verschwörungspropaganda, die er wiederholt, umarbeitet und mit eigenen Ideen anreichert. Dabei entwirft er keine konsistente, kritisierbare Theorie, sondern schreibt kontrafaktisch und häufig in offenem Selbstwiderspruch, um das propagandistische Ziel einer Dämonisierung von Biomedizin und Technik zu erreichen. Seine Therapieempfehlungen und -abempfehlungen gefährden Patient*innen an Leib und Leben. Das sollte ihn zu einem Gegenstand ständiger Kritik und Beobachtung werden lassen.

Felix Riedel
Dr. phil. Felix Riedel ist Ethnologe und als freier Journalist sowie in der politischen Bildungsarbeit tätig.

Einen ausführlicheren Artikel mit weiteren Informationen zu diesem Thema finden Sie unter "Wolf Dieter Storl und die Rechte | Hintergrund".

 

[1] Das „High Frequency Active Auroral Research Program” in Alaska dient zur Erforschung der oberen Atmosphäre. Obwohl die Forschungsergebnisse alle öffentlich sind und die Anlage besucht werden kann, ist sie ein populäres Ziel von Verschwörungsfantasien um Klima und Wetter geworden.

Literaturverzeichnis

EW: Storl, Wolf Dieter 2020: Einsichten und Weitblicke. Aarau, München: AT Verlag.
BNH: Storl, Wolf Dieter 2007: „Borreliose natürlich heilen.“ Aarau, München: AT-Verlag. 

„Die Veröffentlichung stellt keine Meinungsäußerung des BMFSFJ oder des BAFzA dar. Für inhaltliche Aussagen trägt der Autor die Verantwortung.“

 

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