Der Begriff „Geodeterminismus“ begegnet einem des Öfteren in der Auseinandersetzung mit rechtsextremen Argumenten. Hinter diesem wissenschaftlichen Begriff versteckt sich ein bedeutendes Element völkischer Ideologie: Die angeblich natürliche Verbindung von Mensch und Raum.
Der Determinismus geht philosophisch von einer Vorbestimmung zukünftiger Ereignisse durch feststehende Bedingungen aus. Mit dem Zusatz „Geo“ wird der Fokus auf die räumlichen Bedingungen zur Vorbestimmung von Ereignissen gelegt. So wurde der Begriff Ende des 19. Jahrhunderts von dem Geographen Friedrich Ratzel geprägt und in wirtschaftliche Entwicklungstheorien eingebettet, um die unterschiedlichen Zustände verschiedener Regionen zu erklären. Folgt man dieser Annahme, ist die wirtschaftliche Stärke der Industrieländer vor allem auf die „natürlichen“ Bedingungen zurückzuführen. Sowohl auf die geographischen Bedingungen wie zum Beispiel Ressourcen als auch auf menschliche Bedingungen wie Kultur und „Leistungsfähigkeit“.
Diese Vorstellung wurde in Verbindung mit dem Konzept des „vorbestimmten Lebensraums“ einzelner Völker Bestandteil der nationalsozialistischen Ideologie, die durch Vernichtungskriege den „Lebensraum“ für das deutsche Volk zu erweitern versuchte.
Dass Menschen an einen bestimmten Raum gebunden sind und sich daraus ihre Kultur und Gesellschaft bestimmt, gilt mittlerweile als widerlegt – zumal es jegliche Migrationsbewegungen der Menschheitsgeschichte außer Acht lässt und einem rassistischen (völkischen) Verständnis von Gesellschaft entspricht. Dennoch lassen sich geodeterministische Vorstellungen seit einigen Jahrzehnten bei der sogenannten „Neuen Rechten“ beobachten, die sich in ihrem Kampfbegriff des „Ethnopluralismus“ zeigen.