
„Das organische Weltbild (…) verortet den Menschen in seiner natürlichen Umgebung als Teil eines Ganzen“, erklärt Philip Stein, der Leiter des neu-rechten Netzwerks „Ein Prozent“ 2016 in einem Vortrag zum rechten Ökologieverständnis.
Für ihn ist eine ganzheitliche Betrachtung der Welt logisch und sinnvoll. Denn mit dem Blick auf das Ganze rücken einzelne Teile und damit auch menschliche Individuen in den Hintergrund. Das Ganze ist in diesem Verständnis die Welt und es gibt Untereinheiten wie verschiedene Völker, die wiederum aus einzelnen Menschen bestehen. Aber sie dienen immer der größeren Einheit und sind historisch und naturgesetzlich miteinander verbunden. Das kann auch Holismus genannt werden.
Dieses holistische Weltbild stellt vermeintliche Naturgesetze und unveränderbare Verwurzelungen von Menschen in bestimmte Öko-Systeme vor menschliche Bedürfnisse und allgemeine Menschenrechte. Migration wird in diesem Weltbild als unnatürlich dargestellt und sollte dementsprechend unterbunden werden. Die Verbindung von Menschen mit ihrer Umgebung ist eine zentrale Annahme rechter Ökologieverständnisse, siehe "Blut und Boden" und Geodeterminismus.
Aber ganzheitliche Betrachtungen werden nicht nur von der extremen Rechten verwendet – so zum Beispiel in der Naturheilkunde, Ernährung und vielen esoterischen und spirituellen Ideen wie der Tiefenökologie. Das kann auch durchaus sinnvoll sein und verhindert eine verengte Sicht auf die Dinge. Alle Ansätze, die mit Ganzheitlichkeit vorgehen, bieten aber immer auch eine Anschlussfähigkeit nach rechts. Denn wenn der einzelne Mensch nur als Teil eines größeren Öko-Systems angesehen wird, lässt sich daraus konsequent schlussfolgern, dass das Größere immer mehr wert ist und emanzipatorische Werte und individuelle Rechte der größeren Einheit schaden. In Teilen der esoterischen Tiefenökologie ist dann beispielsweise die Rede von „ökologischem Stress“, den Migration verursachen würde, und es wird eine massive Reduzierung der Bevölkerung zugunsten des Ökosystems Erde (Gaia) gefordert – siehe Neo-Malthusianismus.
Wir Menschen leben nicht losgelöst von der Natur. Aber eine absolute Unterordnung stellt jegliche soziale und demokratische Errungenschaften in Frage und delegitimiert sie.