Das dritte FARN-Politikfestival an historischem Ort war ein voller Erfolg.
15.10.2024
Das diesjährige Festival der Fachstelle beschäftigte sich nicht nur mit dem Themenkomplex Rechtsextremismus und Naturschutz, sondern auch mit Fragen der Resilienz und Utopie. In verschiedenen Inputs und Diskussionsrunden wurde nicht nur der Frage nachgegangen, wie wir mit Angst und Ohnmacht angesichts der vielfältigen Krisen umgehen, sondern auch, welche stärkenden Umgangsweisen wir damit finden und welche Utopien denkbar sind.
So wurde mit Collagen die Idee einer Utopie veranschaulicht, sich über positive Erfahrungen beim Politikmachen ausgetauscht und darüber, wie Engagement resilient gestaltet werden kann. Rechte Siedlungsprojekte wurden beleuchtet und das Argumentationstraining gegen rechte Aussagen fand aufgrund der großen Nachfrage gleich zweimal statt. Andere Workshops informierten über die wahren Kosten des Kohleabbaus oder über Ökologie, Rassismus und planetarische Gerechtigkeit. Die kurz vor dem Festival stattgefundenen Wahlen in drei ostdeutschen Bundesländern wurden analysiert und bewertet und es wurde diskutiert, wie die Zivilgesellschaft gegen die erstarkenden rechten Tendenzen aktiv werden kann. Und das Archiv der deutschen Jugendbewegung auf der Burg öffnete seine Türen, um einen Einblick in die Geschichte dieser mit der Burg eng verbundenen Bewegung zu geben.
Denn Anfang des 20. Jahrhunderts galt die Burgruine als Geheimtipp für Wandervogelgruppen. Sie trafen sich dort regelmäßig und fassten den Entschluss, die Burg zu erwerben und zu einem Zentrum der Jugendbewegung auszubauen. Der Wandervogel war Teil der Jugendbewegung, die sich im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts formierte. Angesichts der Auswirkungen der Industrialisierung wandten sich diese Gruppen der Natur zu, gingen wandern, veranstalteten gemeinsame Fahrten und sangen oder musizierten. Viele der Gruppen gaben sich unpolitisch, einige verorteten sich bei der sozialistischen Arbeiter*innenbewegung und wiederum andere verfolgten völkische oder rechtsnationale Ideen. Die Zwangseingliederung in die Hitlerjugend im Nationalsozialismus beendete diese Jugendbewegung.
Bis heute ist die Burg ein wichtiger Ort für Jugend- und Pfadfindergruppen. Das Archiv und die ebenfalls auf der Burg liegende Jugendbildungsstätte bemühen sich um eine kritische Auseinandersetzung mit rechten Jugendbünden und der Rolle der Jugendbewegung im ersten Weltkrieg und im Nationalsozialismus.
150 Teilnehmende kamen an den geschichtsträchtigen Ort, um an den über 30 Workshops teilzunehmen. Neben vielen inhaltlichen Seminaren gingen die Teilnehmenden Vögel beobachten, in der Natur spazieren, verschönerten Textilien mittels Siebdruck, backten Kekse, saßen am Lagerfeuer oder übernachteten unter freiem Himmel.
Die positiven Rückmeldungen zeigen, dass es gelungen ist, einen Ort für produktive Diskussionen, kreative Ansätze und gemeinschaftliche Erlebnisse zu schaffen. In entspannter Atmosphäre an einem wunderschönen Ort konnten die Beteiligten wertvolle Impulse mitnehmen und neue Netzwerke knüpfen. Gemeinsam konnte ein Gefühl der Ermutigung und Zuversicht geschaffen werden.